Texte von FAdi
Theorie und Praxis
Theorie und Praxis, zwei parallel Universen die rotierend minimale Berührungspunkte aufweisen.

 

Ein Beispiel:

Theoretisch funktioniert unser Körper automatisch.

Hunger- Essen
Müdigkeit - Schlaf
Lust- Befriedigung

 

Praktisch sieht es aber so aus, dass wir über jeden unserer "natürlichen" Funktionsschritte erst einmal nachdenken.

Alleine das Szenario, wir kennen es alle, was essen wir heute?- ist für uns Menschen eine Aneinanderreihung verschiedenster Gedankengänge.

 

1.Hunger? - Essen?! Es erfolgt ein in sich hinein hören, verbunden mit einem inneren Dialog, oder auch Abgleich hinsichtlich des momentanten Verlangens und dem Gewissen.

 

2. Unmittelbar folgend quält uns die Frage, auf was haben wir Hunger? (diese Frage nimmt mit Anzahl der zu stopfenden hungrigen Mäuler, hinnsichtlich Auswahl und Menge zu.
Der Einfachheit halber gehen wir mal davon aus, dass wir "nur" für zwei Personen denken müssen- und zwar für uns und unserer bessere Hälfte.

 

3. Die Schaltzentrale, umgangsssprachlich auch Hirn genannt, macht sich sofort an die Arbeit, indem sie eine körperinterne ja / nein Abfrage startet.

 

4. Nachdem es gelungen ist das gesamte auf eine engere Auswahl zu begrenzen- und wir Gedankengänge weiter aus der engeren Auswahl unseren Favoriten ermittelt haben, wollen wir dann mit einer gewissen inneren Zufriedenheit an die Vorbereitungen gehen.

Das haben wir aber auch nur gedacht!
Spätestens nach dem Öffnen unseres Vorrats- oder Kühlschranks kommen wir zu der ernüchternden Erkenntnis, - es fehlt etwas.

 

5. Was fehlt noch?
um ja keine Komponente des mit einer nicht unerheblichen psychischen Energie ausgewählten Wunschmenüs zu vergessen, wird ganz traditionell eine Einkaufsliste geschrieben.
Die Spitze des Stifts berührt gerade das Papier, da schießt uns erschreckend schon die nächste Frage durch den Kopf.

 

6. Wo verdammt haben wir die Werbeeinlagen in denen wir nachblättern können wo es die Produkte unseres Begehrens ein paar Cent günstiger gibt.

Da wir als gewissenhafte Menschen diese bereits fachgerecht entsorgt haben bleibt uns just nichts anderes übrig, als uns durch unser Altpapier zu arbeiten bis wir usere "Blättla", so nennen wir die Beilagen in Franken, endlich in unseren Händen halten.

Mit einem gewissen Stolz betrachten wir nach dem letzten Strich unseren, in mühsamer Arbeit erstellten, fertigen Einkaufszettel.
Augenblicke später sitzen wir in unserem Gefährt und steuern siegessicher dem Supermakt unseres Vertrauens an. Selbstvertändlich ist das der Supermarkt, bei dem wir die Produkte unseres Begehrens eben die paar Cent günstiger bekommen, - nun mal ehrlich, wen interessiert schon ob der Supermarkt unseres Vertrauens heute ALDI, morgen REWE oder nächste Woche LIDL heißt.

Eine gewisse innere Ruhe macht sich in uns breit während wir in Richtung Konsumtempel gleiten.

Bereits bei der Anfahrt haben wir im Augenwinkel die Lage auf dem Parkplatz des Supermarkts gecheckt und mit der Präzision eines Ortungssysthems unseren Favoriten angepeilt.

 

7. Parken wir nun vorwärts oder rückwärts ein?- Rückwerts!- Wir brauchen ja nicht viel.

Noch schnell gecheckt ob wir unseren EINKAUFSZETTEL und ausreichend Zahlungsmittel am Mann tragen, machen wir uns in Richtung EINGANG auf.

Mensch ist das wieder ein Betrieb,- muss die Tante da jetzt vor dem Gemüsestand abhängen?- Mensch Opa, schalt mal nen Gang hoch, du hälst ja den ganzen Verkehr auf!

Ahhh..., da ist ja das Objekt meiner Begierde. Warts ab nachher pell ich dich du geile Frucht.
Strike! Alles im Sack!! Beam me up Scotty.- So, nur noch nach dem nächsten Regal abbiegen und auf der Gerade zur Kasse........Vollbremsung!- Was in aller Welt, beim Barte des Propheten, oder bei allem was mir sonst noch heilig ist, soll denn das sein ???

NUR EINE KASSE !!! - das kann ja wohl nicht deren Ernst sein?! Die sind wohl von allen guten Geistern verlassen!

 

8. Beschwere ich mich?- "Geige" ich denen mal richtig die Meinung, "blase" ich denen mal richtig den Marsch?...Wie lahm ist die denn?... Aha, jetzt geht es endlich weiter.

 

9. Dammed, wie spät ist es denn überhaupt?- Das hochziehen deines Ärmels und der Blick auf das Zeiteisen erfolgen in einer Bewegung.
SCHOCK SCHWERE NOT! Aus dem Bauchraum heraus macht sich langsam kriechend das Gefühl von Panik breit.

10. ...Schaffe ich's noch rechtzeitig? Essen zubereiten, Tisch decken, Wein dekantieren...Wein?- Wein! der Wein!!
Mit einer Vollbremsung, beinahe eine Massenkarambolage verursachend, bringen wir unseren Einkaufswagen zum Stehen, legen aus dem Stand heraus, gegen jegliche Supermakrt Verkehrsordnung eine 180° Drehung aufs Pakett und nehmen die Information ins Visier.

 

11. Die werden doch wohl auf meinen Wagen aufpassen?... Wein, Wein wie hieß der denn noch gleich?
Am Weinregal angekommen wird erst einmal die Lage sondiert.

 

12. ... ITALIEN ?- Den männlichen Akteuren assoziiert hier sofort diverse Fussballniederlagen. - Ne, ne, neee!
FRANKREICH ? Frankreich...Frankreich...Franzmann- Neee! SPANIEN.- ola', auch nicht. DEUTSCHLAND ,--ich liebe Deutscheland - nana_nananana_ YES!

Wahrer Wein ist rot! Weißwein ist sch.... Wein.

 

13. Rebe, Sorte? Wir fragen unsere innere Bibliothek nach uns bekannten roten Rebsorten von Dornfelder über Regent bis Spätburgunder ab.

WELCH EINE VERSCHWENDUNG VON ZEIT !!! Wir wählen doch sowieso wieder unserer Stammsorte.

Nachdem wir geistig diese uns momentan elementar wichtig erscheinenden Fragen für uns geklärt haben, meldet sich unser Unterbewußtsein mit der Ansage: "Jetzt aber Tempo. du musst ja schließlich noch das Essen machen."

Eilig, aber mit der Gewissheit jetzt endlich alles besorgt zu haben, gehen wir mit flinke, Schritt in Richtung unseres fahrbaren Untersatzes und setzen uns in Richtung Ausfahrt in Bewegung.

In dem Moment, als wir uns gerade in den Verkehrsfluss, der gerade einer Ameisen- Hauptverkehrsrute gleicht, einreihen wollen, vernehmen wir ein vertrautes Geräusch. Blitzschnell ordnet unser Gehirn dieses Geräusch unserem Handy zu.

Ja, Hallo hier ich wer dort?- Vom anderen Ende der Leitung nehmen wir eine vertraute Stimme war.- Ja, hier ist deine bessere Hälfte! Duuuu..., dieser Tonfall löst bei dir schon das erste Aufrichten deiner Nackenhärchen aus, es wird später,- lass uns doch nachher zu MC Göck gehen und uns ein Burger mit Fritten gönnen!

Eine Sekunde, die uns aber wesentlich länger erscheint, herrscht absolute Stille.

Gefolgt von einem Gefühl von vollkommender Leere.

Langsam erwachend aus dieser momentanen geistigen Ohnmacht, analysieren wir die soeben empfangenen Worte. Wir registrieren unmittelbar die Unsinnigkeit unseres Handelns der letzten drei Stunden.

Nachdem wir dies nun vollumfänglich erfasst haben, denken wir... was fällt meiner besseren Hälfte eigentlich ein?- Was heißt hier eigentlich bessere Hälfte,- hä!

Diese/r..!...Das kann doch wohl nicht wahr sein!!!

Das ist der Moment, in dem das Gefühl eines Vulkans in der Magengegend entsteht und das Großhirn dem Kleinhirn den Befehl zum Ärgern erteilt, Das Adrenalin gelangt über unsere Adern in den Körper und wir beben innerlich.

Innerhalb von Nanosekunden verarbeitet unser Gehirn den emfundenen Ärger in einen Wortschwall um. Unsere Lippen lösen sich, die Zunge geht in Position und wir hören uns sagen: "Alles klar Liebling, wenn du fertig bist hole mich ab und wir gehen dann nach MC Göck und ziehen uns einen Burger rein."

 

14. ... Klick, kaum hat dein Finger die Auflegetaste deines Handys verlassen, dämmert dir langsam was eben passiert ist. Alles klar!- Liebling? Was in drei Teufels Namen sollte das denn!? Nach dem Elklat was sich deine bessere Hälfte geleistet hat,- auch noch liebkosende Worte? Wie kann es sich dieser Mensch eigentlich wagen deine Pläne für die Gestaltung eurer Nahrungsaufnahme der Art zu unterwandern?... Andrerseits, Burger bei MC Göck,- auch nicht schlecht. Da ja bekanntlich Strafe sein muss, zahlt selbstvertändlich die bessere Hälfte.

Ach, wenn ich es genau nehme wäre es jetzt ja sowieso zu spät zum Kochen gewesen.

 

 

"84 tausend Gedanken entstehen und vergehen. das bedeutet, dass dein Körper- ganz ohne dein Zutun- seinem Geschäft nachgeht, ohne seine Tätigkeit auch nur für einen einzigen Augenblick zu unterbrechen. Deshalb bist es nicht wirklich "du" der diese Gedanken hat und es ist dein Irrtum wenn du glaubst, dass das "deine Gedanken" sind, mit denen du nun irgendetwas anstellen musst. Um diesem Irrtum zu entgehen, befasse dich einfach nicht mit den Gedanken- die Haltung deiner Praxis ist richtig, wenn du die Gedanken einfach sein lässt. Dann wirst du verstehen, dass das Entstehen und Vergehen der 84 tausend Gedanken nichts weiter als die natürliche Funktion deines Körpers in jedem Augenblick sind. Du verdankst es diesem Funktionieren, dass du in diesem Augenblick am Leben bist und deshalb ist jeder einzelne Gedanke nicht anderes als das Licht der Wahrheit."
Kodo Sawaki (Zen Meister) 1880 - 1965.

ENDE

FAdi